Ortsbeschreibung aus dem Jahre 1895
Dorf, 39,5 km südöstlich von Sternberg, mit 67 Häusern und 429 Einwohner (1895) katholischer Religion und deutscher Sprache, 201 m. und 228 w., mit Pfarre und einklassiger Volksschule mit 90 Schülern und einem vereine (Bundesgruppe der Deutschen Nordmährens). Liebenthal gehört zur Post Bodenstadt und liegt na der Bezirksstrasse Liebenthal - Rudelzau - Schönwald.
In der Nähe des Dorfes im Nordwesten liegt der Hurberg, 642 m hoch, von welchem aus man eine schöne Fernsicht über die Karpaten geniesst. Im Osten des Dorfes das Latschertal, von dem Latscher durchflossen.
Die den Ort einschliessenden Waldungen tragen die Namen "Latscherwald im Osten, im Süden der "Rehbusch" und der "Lattenwald", im Westen der "Mastnikwald", im Norden der "Tiefen Grund". Die Grunstücke haben ein Gesammtflächenmass von 1009 ha 13 a 67 m2 und bestehen aus mässig guten Ackern, welche Korn, Hafer und Kartoffeln hervorbringen.
Die Kirche zu Maria vom Schnee, welche auf dem ummauerten Friedhofe steht, wurde statt der früheren alten, aber kleinen, zwischen 1792 und 1794 ganz neu erbaut und hat zwei Altäre, eine Orgel, auf dem Turme drei Glocken aus den Jahren 1500 und 1551.
Geschichte: Mit Urkunde vom Jahre 1408 verkaufte Boczek von Kunstadt an Thomas Podstatsky von Prusinowitz das Dorf, welches damals "Litugal" hiess. Im Jahre 1574 besass dasselbe Peter Podstatzky von Prusinowitz. Die Einwohner von Liebenthal waren in 16. Jahrhundert protestantisch und hatten ihre eigene Pfarre, welche jedoch bei Aufhebung des Protestantismus eingieng. Von evangelischen Pfarrern ist nur Andreas Richter, 1620-1623 bekannt. Im Jahre 1626 verlor Johann Stiasstny Podstatsky von Prusinowitz wegen Teilnahme an der mährischen Rebellion seine Güter Bodenstadt und Liebenthal, welche Kaiser Ferdinand II. am 12. Mai 1634 der Donna Carolina d´Austria für ihre Forderung an die k. k. Hofbuchhaltung überliess. Donna Carolina, der ihr einziger Sohn Leopold vorgestorben war, starb ohne männlichen Nachommen, weshalb Liebenthal an den Fiskus fiel, worauf Kaiser Leopold I. am 1. Mai 1663 Bodenstadt und Liebenthal an Johann Freigerr von Walderode um 50 000 fl. rhn. verkaufte. Dieser starb im Jahre 1674, nachdem er bereits 1670 zu Erben die Nachkommen seines verstorbenen Sohnes Nikolaus Ferdinand bestimmt hatte. Von diesen kamen die beiden Güter an Josef Grafen von Desfours.
Im Jahre 1775 hate das Dorf 52 Häuser und 344 Einwohner.
Die Überreste einer ehemals hier bestandenen Burg wurden zum Baue der gegenwärtigen Kirche verwendet.
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1945